WASSERSTOFF: Netto null beim CO2… nicht ohne H2!

Gratis-Ausgabe Nr. 11 vom 02.06.2021
In hohem Tempo dreht sich das Energie- und Mobilitäts-Karussell in Richtung Zukunft. Die Abkehr von den fossilen Energieträgern, hin zu erneuerbaren Strom-Quellen, ist allgegenwärtig und definitiv notwendig, ganz grundsätzlich zu Gunsten der Natur und unabhängig davon, ob wir den Klimawandel nun tatsächlich beeinflussen können. Dabei scheint der Trend für das Elektro-Auto glasklar! Definitiv eindeutig und unabdingbar ist der Weg zur „grünen“ Energie in Form von Windkraft und Sonnenpower. Die Zukunft verspricht jedenfalls Hoffnung, Investitionen und auch Spannung. In der ganzen Dynamik spielt bekanntlich auch der Wasserstoff eine entsprechende Rolle. Es ist aber nach wie vor umstritten, wo letztlich „das Ei des Kolumbus“ zu finden ist. Es wird mit Sicherheit eine Kombination von allen machbaren und sich rechnenden Kombinationen sein.

Vor allem beim Thema Wasserstoff herrschen einige Diskrepanzen, weniger in den Grundsätzen der wissenschaftlichen Erkenntnisse, sondern vielmehr in der Machbarkeit bzw. in Bezug auf die Einsatzgebiete. Die einen sagen so, die anderen so. Wir möchten hier einige dieser technischen Elemente beleuchten und gleichzeitig das Spektrum zum Anlagegeschäft wieder etwas öffnen; nach unserer kürzlichen, sehr erfolgreichen Transaktion mit der Aktie von Ballard Power Systems (Performance: +107% in zwei Monaten). Wasserstoff ist das häufigste chemische Element in der Sonne sowie den grossen Gasplaneten. Im gesamten Weltall wird ein über 90%iger-Anteil an Wasserstoff vermutet. Entdeckt wurde dieser bereits im Jahre 1766 vom englischen Chemiker und Physiker Henry Cavendish, wobei auf ähnliche Weise schon 1620 und 1670 Knallgas erzeugt wurde. Von der Geschichte in die Gegenwart definiert sich das Element H2 heute oft in verschiedenen „Farben“:

  • Der schwarze, aus Stein- und Braunkohle gewonnene Wasserstoff wird heute glücklicherweise nur noch selten eingesetzt. Es ist die schädlichste Version (USD 1-2/kg).
  • Der graue Wasserstoff wird durch eine chemische Reaktion aus Erdgas erzeugt, das momentan noch häufigste Verfahren, aber mit hohem CO2-Ausstoss (USD 1-3/kg).
  • Der blaue Wasserstoff wird wie der graue gewonnen, das entstehende CO2 gelangt aber nicht in die Atmosphäre, es wird gefiltert und gespeichert (USD 1.5-3/kg).
  • Der grüne Wasserstoff, das ultimative Endziel bei der H2-Generierung, wird durch Elektrolyse aus Wasser gewonnen, und nur durch den Einsatz von Öko-Strom (Wasser-, Wind- oder Solarkraft) erzeugt. Es entstehen „Netto null“-Treibhausgase, aber bei den Herstellungskosten liegen wir noch bei den höchsten Werten (USD 3-7.5/kg).

Summa summarum ist auch die Wasserstoff-Technik auf dem Vormarsch, aber es wäre hier nicht der erste „Hype“, denn die Wissenschaft spricht schon seit Jahrzehnten vom Durchbruch. Wir glauben, dass dieser nun definitiv gelingt, zu weit sind die technischen Grundlagen fortgeschritten. Die Geister scheiden sich aber primär noch bei den Einsatzgebieten. Aktuell dürfte es eine Illusion bleiben, wenn man annimmt, dass sich bei den Personenkraftwagen (PKWs) die Wasserstoff-Technik in Kürze durchsetzt. Allein schon der Stromverbrauch spricht dagegen. Gemäss Experten verbraucht ein H2-Auto doppelt bis dreimal so viel Strom wie ein Elektro-Auto für die gleiche Distanz. Weitere Problemfelder folgen auf dem Fuss: Der Transport zu den H2-Tankstellen muss mit dafür vorgesehenen LKWs erfolgen, Tankanlagen sind sehr teuer und das Tanken selbst ist nicht unproblematisch. Zudem sind auch die Wartungs- und Anschaffungskosten eines H2-Autos höher, Brennstoffzellen verbindet eine ziemlich hohe Komplexität, was beim Garagisten tendenziell für höhere Rechnungen sorgt. Es dürfte aus den genannten Gründen nicht von ungefähr kommen, dass sich grössere Autohersteller bereits von der H2-Hoffnung verabschiedet haben. Die Frage bleibt, ob Strom, Batterien und Rohstoffe (z.B. Lithium) ausreichen, wenn auf den Strassen aber nur noch Elektroautos fahren. Wir behaupten „Nein“, es wird trotz allen „Unkenrufen“ Alternativen zum Elektroauto brauchen und vielleicht wird es in etwas weiterer Zukunft auch bei PKWs doch auf Wasserstoff hinauslaufen. Ein Faktum ist jedenfalls klar: Wasserstoff wird vorerst in anderen Bereichen, wie z.B. in der Industrie und bei Nutzfahrzeugen (LKWs, Hubstapler, Eisenbahn, grosse „Schlitten“ auf dem Wasser und in der Luft), eine elementare Rolle spielen. Nicht zu vergessen ist das exorbitante Potenzial bei den Immobilien; in Japan sind z.B. bereits über 400‘000 Haushalte mit Brennstoffzellen ausgerüstet. Damit bleiben also auch die „grünen“ Anlagewerte mit Wasserstoff-Anknüpfung nachgefragt. Nur, die Auswahl der „richtigen“ Aktie führt oft zur „Qual“…

Setzt man nun auf PLASTIC OMNIUM, den französischen Automobilzulieferer und Wasserstoff-Tankhersteller? Investiert man eher in Bahn-Unternehmen wie STADLER RAIL oder ALSTOM, wo bereits erste „Wasserstoff-Züge“ in Planung oder in Betrieb sind? Wären vielleicht AIR PRODUCTS oder LINDE die Anlagelösung, erstere aus Frankreich als weltweit grösster Wasserstoff-Lieferant (hauptsächlich grauer H2) oder eher das deutsche Pendant, wo sogar bereits Wasserstoff-Tankstellen entwickelt werden? Oder legt man den Fokus auf die „alteingesessenen“, mit grossem Know how dekorierten Unternehmen der ersten Stunde, wie eben den US-Spezialisten BALLARD POWER SYSTEMS, vielleicht eine POWERCELL aus Schweden, eine NEL aus Norwegen oder die eher noch etwas spekulativere PLUG POWER, welche die ganze Wasserstoff-Wertschöpfungskette abdecken will? Dann gäbe es unter vielen Weiteren auch noch die interessante, chinesische WEICHEI POWER oder aus dem „Brexit-Land“ die ITM POWER. Sie sehen u.a., dass viele Namen gleich schon mit der Bezeichnung „Power“ angereichert sind. Eines ist den meisten kleineren, spezifischen Wasserstoff-Unternehmen leider noch gemeinsam… sie verdienen immer noch kein Geld mit ihren vorbildlichen und oft hochentwickelten Technologien bzw. Produkten. Geht die Wachstums-Story also weiter und sind Erträge nur eine Frage der Zeit, oder entwickelt sich das Ganze eher „als Schuss in den Ofen“?

Wir sind der Meinung, dass man in einer zur Anlagestrategie und zum Risikoprofil passenden Form in das Thema Wasserstoff investieren kann. Für den spekulativen Anleger präferieren wir BALLARD POWER SYSTEMS zu Kursen von ca. USD 17 oder POWERCELL zu Kursen von ca. EUR 21, vielleicht noch WEICHEI POWER. Für ausgewogene Portfolios bieten sich Qualitätspapiere wie LINDE, AIR PRODUCTS sowie die von uns bereits empfohlenen SIEMENS ENERGY an, welch letztere sich vermehrt auf Wasserstoff ausrichtet. Lesen Sie dazu unsere detaillierte Empfehlung auf Seite 8.

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