Risikokategorien bei Aktienanlagen

Grundsätzliches
Je nach Fachgebiet wird das Wort „Risiko“ mit einem unterschiedlichen Begriffsinhalt verbunden. Im Allgemeinen wird unter dem Begriff aber die Möglichkeit des Eintritts eines künftigen Ereignisses, welches nachteilige Auswirkungen in sich bergen kann, definiert. Es kann sich im Rahmen des Komplementärbegriffs „Sicherheit“ aber auch um ein Chancen-/Risikoprofil handeln, welches dann mit Bandbreiten dargestellt wird.

In unserer „Gelassenheits-Strategie“ haben wir bereits die Wichtigkeit des Risikoprofils einer Person herausgestrichen. Es bildet im Rahmen der Risikowahrnehmung eine wesentliche Grundlage für Entscheidungen im Anlagegeschäft. Risiken werden meist subjektiv empfunden und so bewerten verschiedene Risikoträger dasselbe Risiko oft unterschiedlich. Deshalb gibt es bei Risiken auch kein absolutes „Richtig“ oder „Falsch“, jedoch eine qualitative Risikoanalyse, aus welcher sich je nach Fachgebiet einzelne Risikokategorien ableiten können. Diese Kategorien dienen per Definition als wichtige Guideline.

Auch im Anlagegeschäft können Risikokategorien in ihrer Abstufung grundsätzlich individuell festgelegt werden. Die Mehrheit der Marktteilnehmer richtet sich aber an den herkömmlichen Standards aus. Die Skala beginnt dabei immer bei der „Risikoklasse 1 – Sicherheit“ und führt dann über verschiedene Detailierungsstufen (z.B. Konservativ, Ertragsorientiert, Wachstumsorientiert) zur „Risikoklasse – Spekulativ“.

Auch bei der Risiko-Kategorisierung von Aktienanlagen kommen Risikostufen zur Anwendung. Hier entspricht der Standard insgesamt vier Risikokategorien, welche auch wir im Rahmen unseres Musterportfolios bzw. für sämtliche unserer Aktienempfehlungen verwenden. Dabei gilt es zu beachten, dass wir die Einstufung der Risikokategorie mit den Schwankungsrisiken einer Aktie sowie der prozentualen Gewichtung innerhalb eines Anlageportfolios verknüpfen. Beim Schwankungsbereich ist man primär auf historische Daten und davon abgeleitete Einschätzungen sowie Zukunfts-Analysen angewiesen.

In Bezug auf die Qualität einer Aktie bzw. eines Unternehmens sei hier explizit festgehalten, dass jede Risikokategorie mit Qualitätswerten bestückt sein kann. Es ist deshalb unser erklärtes Ziel, auch bei hoch volatilen Spekulationswerten auf qualitativ möglichst gute Fundamentaldaten zu setzen, sei es in der Retrospektive oder eben primär in der Fokussierung auf zukünftige Entwicklungen.

Risikokategorie 1  –  sicherheitsorientiert
Bei der sicherheitsorientierten Risikokategorie 1 geht man von tiefen Schwankungsrisiken aus. Es handelt sich in der Tendenz um „konservative“ Value-Aktien von Gesellschaften mit hoher Qualität, langjähriger Stabilität, klarem Geschäftsmodell, solider Bilanz, Kontinuität der Erträge, verlässlichen Dividendenausschüttungen, etc.

Mit den genannten Qualitäts- und Schwankungsmerkmalen verbindet sich im Rahmen der Risikokategorie 1 automatisch auch die höchste Gewichtung innerhalb eines Anlageportfolios; je höher die Einschätzung der Sicherheit, desto höher die Gewichtung. Konkret verknüpfen wir mit unserer Risikokategorie 1 die folgenden Parameter:

Risiko: R1
Schwankung: Bis  +/- 15%
Gewichtung beim Kauf: Maximal 10.0%

Risikokategorie 2  –  konservativ
Bei der konservativen Risikokategorie 2 sind wir in der Tendenz immer noch im „sicheren“ Bereich von Qualität und Stabilität. Die hier zugeordneten Aktien bzw. Unternehmen bewegen sich jedoch bereits leicht in Richtung von „Wachstumsaktien“, was in der logischen Konsequenz mögliche Auswirkungen auf die Volatilität der Geschäfts- und Kursentwicklung haben kann.

Wie unter „Grundsätzliches“ bereits erwähnt, ist eine gewisse fundamentale Qualität in jeder Risikokategorie der erklärte Anspruch. Hingegen steigt hier nun in der Risikokategorie 2 die Schwankungsbreite an, was bei negativen Börsentendenzen oder zwischenzeitlich negativen Unternehmens-News zu einem entsprechend höheren Verlustpotenzial führen kann. Gleiches gilt vice versa bei positiven Newsmeldungen. Aufgrund des Risikos von höheren Kursschwankungen wird auch die Portfolio-Gewichtung in der Risikokategorie 2 entsprechend reduziert. Konkret verknüpfen wir mit unserer Risikokategorie 2 die folgenden Parameter:

Risiko: R2
Schwankung: Bis  +/- 25%
Gewichtung beim Kauf: Maximal 7.5%

Risikokategorie 3  –  ertragsorientiert
Bei der ertragsorientierten Risikokategorie 3 liegt der Hauptfokus der Empfehlung bzw. des Investments bereits beim „Wachstum“ eines Unternehmens und daraus abgeleitet beim „Kapitalgewinn“ der Aktie. Selbstredend steigt damit auch die Schwankungs-Bandbreite weiter an und die Portfolio-Gewichtung muss bzw. sollte entsprechend tiefer angesetzt werden.

Wie in unserer „Gelassenheits-Strategie“ – im Einklang mit der erforderlichen Praxis – explizit erwähnt, kann das persönliche Risikoprofil des Anlegers jederzeit andere Gewichtungen vorsehen. Empfehlenswert ist dies indessen nicht, denn steigt das eingeschätzte  Verlustpotenzial an, sollte als „Faustregel“ die Gewichtung im Gegenzug tiefer angesetzt werden. Wie auch immer sich das Anleger-Individuum entscheidet, wir verknüpfen mit unserer Risikokategorie 3 die folgenden Parameter:

Risiko: R3
Schwankung: Bis  +/- 50%
Gewichtung beim Kauf: Maximal 5.0%

Risikokategorie 4  –  spekulativ
Bei der spekulativen Risikokategorie 4 sind wir nun definitiv, wie es der Name unzweideutig belegt, im hoch volatilen Bereich angelangt. Hier wird es sich in aller Regel immer um „Wachstumstitel“ mit positiver Potenzial-Einschätzung handeln. Dabei würden wir noch differenzieren zwischen einer „Wachstumsaktie“ mit fundamental positiven Rahmenbedingungen und Zukunftsaussichten sowie einer reinen „Zockeraktie“, welche dann doch mit vielen Hypothesen behaftet sein kann.

Unabhängig wie man die Aktie nennen mag, Fakt ist eine voraussichtlich hohe bis sehr hohe Volatilität, was im positiven Fall zum erklärten Ziel von einträglichen Gewinnchancen führt, im negativen Fall ein entsprechend hohes Verlustpotenzial nach sich ziehen kann. Wir halten hier unmissverständlich fest, dass sich Aktien mit der Risikokategorie 4 nur für Anleger eignen, die auch über ein hohes, persönliches Risikoprofil verfügen (hohes Vermögen, keine mentalen und vor allem existenziellen Probleme bei höheren Verlusten, etc.). Die Risikokategorie 4 verknüpfen wir jedenfalls mit folgenden Parametern:

Risiko: R4
Schwankung: Über  +/- 50%
Gewichtung beim Kauf: Maximal 2.5%

Wir weisen abschliessend noch darauf hin, dass es bei jeder Risikokategorie jederzeit zu grösser als erwarteten Kursschwankungen kommen kann. Ferner sollte die Gewichtung stets gut überwacht und bei grösseren Wertveränderungen ein Rebalancing (Ausbalancieren des Portfolios / Wiederherstellen der strategischen Vermögens-Allokation) in Betracht gezogen werden.

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